Wer sich mit dem Thema Wetter beschäftigt wird zwangsläufig feststellen, dass Wind eine zentrale Rolle einnimt und verantwortlich für die globale, wie auch regionale Wetterdynamik ist. Globale Windsysteme sind vor allem für Grosswetterlagen verantwortlich, während kleinräumliche Windsysteme das lokale Geschehen beeinflussen. So ist beispielsweise das Flurwindsystem besonders relevant für urbane Gebiete, da dieses zur Abkühlung beiträgt und somit dem städtischen Wärmeinseleffekt entgegenwirkt. Gerade in Zeiten von Klimawandel und Hitzewellen wird die Wichtigkeit über das Verständnis solcher lokalen Systeme deutlich.
In einem Pilotprojekt hat meteoblue die beschriebenen kleinräumigen Windsysteme mit einer hochauflösenden Infrarotkamera in Zusammenarbeit mit der Universität Basel, Fachbereich Atmosphären Wissenschaften, aufgenommen und analysiert.Diese Visualisierungen und Analysen liefern einen wertvollen Beitrag zum Verständnis der Systeme.
Von besonderem Interesse sind die sogenannten Flurwinde. Diese thermisch angetriebenen Winde entstehen beispielsweise auf Grund unterschiedlich starker Erwärmung zwischen Stadt und Umland. Die Unterschiede in den Temperaturen kann man anhand unserer Wetterstationen in Basel, Zürich und Tallinn gut erkennen. Da sich urbanes Gebiet durch den höheren Grad an Versiegelungsfläche, einer dichteren Bebauung sowie weiteren anthropogenen Faktoren schneller erwärmt als das umliegende Gebiet, kommt es zu einer Luftdruckdifferenz zwischen Stadt und Umland. Um einen Druckausgleich zu schaffen, wird das städtische Druckdefizit mit nachströmenden, kühleren Luftmassen aus dem Umland versorgt, den sogenannten Flurwinden. Diese tragen somit zu einer Abkühlung der Stadt bei, sofern sie nicht durch Strömungshindernisse, wie beispielsweise Gebäude oder topographische Hindernisse abgeschwächt oder gar gestoppt werden.
Insgesamt konnten 14 Standorte in und rund um Basel mit der Infrarotkamera gemessen werden. Die Aufnahmen fokussierten sich dabei auf Gebiete, welche zeitweise von den Kaltluftströmungen (Flurwinde) erfasst werden. Besonders interessant werden die Aufnahmen dann, wenn sie sowohl Landschaftsflächen als auch urbanes Siedlungsgebiet zeigen. Denn da lässt sich der abkühlende Effekt der Kaltluftströmungen auch am besten nachvollziehen.»
Neben richtig gewählten Kameraeinstellungen sowie einer fehlerfreien Bildverarbeitung sind auch ideale Wetterbedingungen essentiell für gute Aufnahmen. Am geeignetsten sind sogenannte Strahlungsnächte, also Nächte, in denen die terrestrische Wärmestrahlung auf Grund geringer Bewölkung sehr stark ist. Hinzukommen weitere meteorologische Faktoren wieWind, Luftfeuchtigkeit und auch die Temperaturwerte, welche man in unserem Meteogram auf einen Blick finden kann. Zuletzt gilt es geeignete Standorte zu identifizieren, an denen die Kaltluftflüsse gut sichtbar sind. Die Erfahrung hat gezeigt, dass gerade Hänge mit nur leichter Vegetation sich perfekt für die Visualisierung der Kaltluftflüsse eignen.
Das Video zeigt die lokalen Windsysteme am Stadtrand von Basel. Diese Ergebnisse werden wir für die weitere Arbeit an unserem Stadtklima-Angebot verwenden.