Saharastaub auf dem Weg nach Südamerika – Fluch oder Segen?

Derzeit zeigt unsere Wüstenstaubkarte massive Staubbewegungen, die von der Saharawüste ausgehen und sich über den Atlantik bewegen. In den kommenden Tagen erreichen Teile der Staubwolken die Karibik.

Die erste Karte zeigt die zu erwartende Konzentration von Wüstenstaub in Mikrogramm pro Kubikmeter. Je nach Farbe auf der Karte ist die Konzentration höher oder niedriger. Auf unserer Website kann man ausserdem zwischen verschiedenen Höhenlagen wählen, um die vertikale Verteilung des Wüstenstaubes zu sehen.

Aufgrund physikalischer Eigenschaften lässt sich der Einfluss der Staubpartikel auch auf anderen Wetterkarten erkennen, da diese verschiedene Prozesse beeinflussen und somit auch einen Einfluss auf die Ökosysteme haben. So führt eine hohe Wüstenstaubkonzentration häufig zu einem schlechteren Luftqualitätsindex (CAQI) und erhöht gleichzeitig die Werte für die optische Aerosoltiefe sowie auch jene der Feinstaubkonzentration (PM10), wie auf dem zweiten Screenshot zu sehen ist.

Der Transport von Wüstenstaub ist ein komplexer Prozess mit verschiedenen Vor- und Nachteilen für die betroffenen Gebiete. Wüstenstaub gehört zu den sogenannten primären Aerosolen, die alle von natürlichen Quellen emittiert werden und je nachGewicht über sehr weite Strecken transportiert werden können. Wie bei allen Aerosolen ist die wichtigste Antriebskraft der Wind. Aus diesem Grund spielen die globalen Wettersysteme eine wichtige Rolle.

In den nächsten Tagen wird sich der Staub aus der Sahara-Wüste weiter über den Atlantik in Richtung Karibik bewegen, wie man auf der Wüstenstaub-Wetterkarte sehen kann. Obwohl die Konzentration während der Reise über den Atlantik abnimmt, schaffen es viele Partikel, sich auf den karibischen Inseln abzusetzen oder sogar das süd- oder mittelamerikanische Festland zu erreichen. Vor allem für Samstag (2023-06-16) wird eine besonders hohe Staubkonzentration in der Karibik vorhergesagt. Hauptverantwortlich für diesen Staubtransport sind die nordöstlichen Passatwinde. Diese Winde wehen auf der Nordhalbkugel aufgrund der globalen atmosphärischen Zirkulation und der Corioliskraft von Nordost nach Südwest. Verschiedenen Quellen zufolge sind die Monate Juni und August die Monate mit der höchsten Konzentration von Saharastaub in der Karibikregion.

Das dritte Bild zeigt unsere Windanimation, welche die globalen Windmuster visualisiert. Die Passatwindzirkulation ist auf beiden Hemisphären durch Pfeile dargestellt. Südost- und Nordostpassate treffen sich in der Nähe des Äquators, weshalb das Gebiet als ITC (Innertropische Konvergenzzone) bzw. äquatoriale Tiefdruckrinne bezeichnet wird. Die orangefarbenen Pfeile stellen den Transportweg des Saharastaubs von Afrika nach Amerika dar. Wenn Sie mehr über Passatwinde erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen unser meteoScool-Portal, welches viele meteorologische Themen verständlich erklärt und es Ihnen ermöglicht, das Wetter und dessen Einflüsse auf die Erde und die menschlichen Aktivitäten besser zu verstehen.  

Wie bereits erwähnt, wirkt sich Wüstenstaub auf verschiedene Weise auf unsere Umwelt und Ökosysteme aus. Sobald dieser sich in der Luft befindet, verringert er die eintreffende solare Strahlung auf einer kleinnräumlichen Ebene und mildert somit den Treibhauseffekt. Wüstenstaub hat nämlich ein negatives Radiative Forcing (RF) und wirkt somit tendenziell abkühlend. Auf der Oberfläche sedimentiert, ist Wüstenstaub ausserdem ein idealer Dünger. Er enthält viele Mineralien und liefert wertvolle Nährstoffe für marine und terrestrische Ökosysteme. Allerdings gibt es auch einige Nachteile. Setzt sich Wüstenstaub beispielsweise auf Schnee- oder Eisflächen wie z.B. Gletschern fest, führt dies auf Grund der geringeren Albedo zu einer schnelleren Schmelze. Ausserdem treibt der Wüstenstaub die Desertifikation voran und kann weiter zu Atemproblemen und anderen gesundheitlichen Problemen führen. Zuletzt können Staubablagerungen die Effizienz der Photosynthese beeinträchtigen.

Sehen Sie sich unsere Wetterkarten an, um immer auf dem neusten Stand zu sein.

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