Dürre in Brasilien und deren Auswirkungen auf das Amazonasgebiet

Grosse Teile Brasiliens leiden derzeit unter einer schweren Dürre. Überdurchschnittlich hohe Temperaturen und ausgesprochen niedrige Niederschlagsmengen prägten in den letzten Monaten das Klima des Landes.

Die Folgen des Klimawandels schlagen sich sowohl in sozialer als auch in ökologischer Hinsicht nieder. Je mehr die Temperaturen steigen, desto mehr negative Konsequenzen sind zu erwarten, auch für den Amazonas, eine der wichtigsten CO2-Senken der Erde.

Das Klima in Brasilien ist von Region zu Region sehr unterschiedlich. Abbildung 1 (links) zeigt die durchschnittliche Verteilung von Temperatur und Niederschlag in den verschiedenen Bundesstaaten. Am wärmsten ist es im Norden, und Richtung Zentral- und Süd-Brasilien nehmen die Temperaturen ab. In den höheren Lagen Zentral- und Südost-Brasiliens liegen die jährlichen Durchschnittstemperaturen zwischen 20 und 12 Grad Celsius. Die Jahresniederschlagskarte zeigt grosse Unterschiede, von semi-aridem (halbtrockenem) Klima im Nordosten mit Jahres-Niederschlägen < 700 mm/Jahr, bis zu tropisch-feuchtem Klima in der westlichen Hälfte des Nordens mit bis zu 3000 mm/Jahr.


Abbildung 1: Jahresmitteltemperatur und Niederschlag (links) (Alvares et al, 2014), Temperatur- und Niederschlagsanomalien für November 2023.

Grosse Teile Brasiliens durchlaufen jdes Jahr eine Trockenzeit. Die Niederschläge nehmen normalerweise in den Sommermonaten der südlichen Hemisphäre zu, beginnend im Oktober und November. In diesem Jahr sind jedoch nicht nur bei den Niederschlägen, sondern auch bei den Temperaturen erhebliche Anomalien zu beobachten. Die Anomalien im November zeigen im gesamten Land überdurchschnittliche Temperaturen (Abbildung 1, rechts). In Zentral-Brasilien werden die größten Anomalien verzeichnet. Die Niederschläge fielen in fast ganz Brasilien im November geringer aus als üblich. Dies gilt insbesondere für die zentralen Regionen,  die besonders wichtig sind für die landwirtschaftliche Produktion. Selbst feuchte Regionen, einschließlich des Amazonasbeckens, sind trockener als üblich. Eine Ausnahme bildet der äußerste Süden, wo extreme starke Regenfälle zu verzeichnen sind. Hier setzt sich der Trend zu hohen Niederschlagsmengen fort, der im September 2023 mit einem Wirbelsturm und schweren Überschwemmungen begann.

Unsere Klimavergleichsdiagramme bieten einen umfassenderen und tieferen Einblick in die bisherigen Ergebnisse und zeigen verschiedene Klimazonen Brasiliens (Abbildung 2).

Abbildung 2: Klimavergleichsmeteogramme, die die monatlichen Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für dieses Jahr im Vergleich zum Durchschnitt der letzten 30 Jahre zeigen. Die Städte sind Belém und Jutai (feucht, Amazonas, Norden), Cuiabá (tropische Klimazone, Mitte), Quixeramobim (halbtrockenes Klima, Nordosten) und Muçum (subtropische Zone, Süden)

Seit April 2023 sind die Temperaturen an allen Orten überdurchschnittlich hoch, bis zu 3°C über normal. Dahingegen liegen die Niederschläge seit Mai 2023 unter dem Durchschnitt. Besonders die Monate Oktober und November zeichnen sich durch extreme Trockenheit aus, ausser im Süden, wo extreme Regenmengen fielen, wie sichtbar in Muçum.

El Niño beeinflusst die Wetterbedingungen in Brasilien erheblich. Während dieser Phase dringt warmes Wasser in den östlichen tropischen Pazifik vor und die Ostwinde schwächen sich ab oder drehen sich. Unsere Karte mit den Anomalien der Meeresoberflächentemperatur veranschaulicht ein typisches El-Niño-Szenario (Abbildung 3). El Niño beeinflusst das globale Wettergeschehen und führt in den Tropen regelmässig zu höheren Temperaturen und mehr Trockenheit. Regionen wie Südostasien, Australien, Zentralasien und Teile Westafrikas sind besonders von Trockenheit betroffen, während Ostafrika und die süd- und mittelamerikanischen Pazifikküsten mehr Niederschläge verzeichnen. In Brasilien kommt es während El Niño häufig zu Dürreperioden.

Abbildung 3: Karte der Anomalien der Meeresoberflächentemperatur für November 2023.

Was wie ein wiederkehrendes und "normales" Phänomen erscheint, wird jedoch immer problematischer. Nach Angaben des brasilianischen Katastrophenwarnzentrums CEMADEN verzeichneten acht brasilianische Bundesstaaten zwischen Juli und September die niedrigsten Niederschlagsmengen seit über 40 Jahren. Unser Diagramm zum Klimawandel (Abbildung 4) zeigt eine deutliche Zunahme der Trockenheit und steigende Temperaturen, insbesondere seit 2010.

Abbildung 4: Monatliche Temperatur- und Niederschlagsanomalien für Manaus, Brasilien.

Das Diagramm für Manaus, die Hauptstadt des Staates Amazonas im Zentrum des Amazonasbeckens, zeigt die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels auf das regionale Klima: Die Region ist im Laufe der Jahre heißer und trockener geworden. Die Auswirkungen von Phänomene wie El Niño werden immer häufiger und intensiver. Da die Temperaturen weiter steigen, werden die Ökosysteme stärker beansprucht. Sie werden weniger widerstandsfähig gegenüber Klimaschwankungen und verstärken Wetterextreme wie Überschwemmungen, Waldbrände und Walddegradierung. Die Situation am Amazonas ist besonders kritisch, wenn man die wenn man die Waldvernichtung und Degradierung durch den Menschen bedenkt. Extreme Dürreperioden in den letzten Jahren haben den Amazonasfluss in diesem Jahr auf einen Rekordtiefstand von 12,7 Metern sinken lassen und zahlreiche ökologische, wirtschaftliche und soziale Probleme verursacht. Gemeinden, die auf den Fluss angewiesen sind, wurden isoliert, und viele Fische sind aufgrund der hohen Wassertemperaturen gestorben. Es besteht die Gefahr, dass der eng mit dem Fluss verbundene Amazonas-Regenwald einen Kipppunkt erreichen könnte, jenseits dem er sich nicht mehr von längeren Dürreperioden erholen kann.

Der drohende Verlust des Amazonas-Regenwaldes würde den Beginn eines selbstversärkenden Versteppungs-Prozesses einleiten. Als eine unserer wichtigsten Kohlenstoffsenken und -speicher (Nobre et al., 2009) ist sein Schutz daher entscheidend für der Eindämmung des Klimawandels.

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