Die Eisheiligen

Wenn Sie traditionellen Bauernregeln und mittelalterlichen Überlieferungen Glauben schenken, muss die Gartenarbeit im Frühsommer bis zum Ende der Eisheiligen warten. Wir gehen im Folgenden näher auf dieses Thema ein.

Der Überlieferung nach bringen die Eisheiligen den letzten Kälteeinbruch des Winters, der zu Frostschäden der Pflanzen und massiven Ernteverlusten führen kann. Deshalb warten viele Landwirte und Hobbygärtner, bis die Eisheiligen vorüber sind, bevor sie mit der Aussaat beginnen. Die Eisheiligen finden in unserem Kalender zwischen dem 11. und 15. Mai statt. Es gibt aber auch Mythen, dass sie zwischen dem 16. und 23. Mai liegen, was dem gregorianischen Kalender entspricht. Wir haben für unsere Untersuchung beide Zeiten in Betracht gezogen.

Wir haben untersucht, ob diese Regel zutrifft, und zwar mit unserem Datenanalysetool history+. Es visualisiert Wetterdaten seit 1940 in stündlicher Auflösung für jeden Punkt der Erde, und Sie können die Daten auch als Rohdaten herunterladen und zwischen verschiedenen Wettermodellen wählen. Für diese spezielle Analyse haben wir die ERA5T Reanalyse-Daten mit einer räumlichen Auflösung von 30 km gewählt und Daten seit 1960 verwendet.

Für die Analyse wurden drei Städte in der Schweiz untersucht - Basel, Genf und Lugano. Das erste Diagramm zeigt die täglichen Mindesttemperaturen für Mai von 1960 bis 2022 für Basel, Schweiz. In der Tat gab es in einigen Jahren einen raschen Temperaturabfall (blau hervorgehoben) zur Zeit der Eisheiligen. Die rote Linie zeigt außerdem die durchschnittliche Mindesttemperatur zwischen 1960 und 2022 an. Diese Linie zeigt jedoch keines der oben beschriebenen Temperaturmuster, keine Analogie und keine Singularität, die zur Zeit der Eisheiligen auftreten sollte. Die Bauernregel der Eisheiligen kann somit für Basel widerlegt werden.

Folgende Grafik zeigt nochmals die Temperaturen für Lugano und Genf in anderer Form. Auch für diese Orte ist kein Temperaturmuster während der Eisheiligen zu erkennen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Mai einfach der letzte Monat vor dem Sommer ist, in dem Minustemperaturen in Mitteleuropa auftreten können, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür gering ist. So fiel die Tiefsttemperatur im Mai an den untersuchten Orten in den vergangenen 62 Jahren nur an wenigen Tagen unter 0 Grad (Genf: 24 Frosttage, Basel: 3 Frosttage, Lugano: 0 Frosttage).

In den letzten Jahren ist sogar ein Temperaturanstieg aufgrund des Klimawandels zu beobachten, wie die letzte Grafik zeigt. An allen 3 untersuchten Orten ist ein kontinuierlicher Anstieg der Durchschnittstemperaturen festzustellen. Dieser Temperaturanstieg ist auch in unseren weltweit verfügbaren Diagrammen zum Klimawandel (z.B. Lugano) ersichtlich.

Somit kann man sagen, dass Frost während der Eisheiligen normalerweise nicht auftritt und eher in Ausnahmefällen zu beobachten ist. Im Allgemeinen ist in den letzten Jahren ein Anstieg der Temperaturen zu beobachten, was die Wahrscheinlichkeit von Frost während der Eisheiligen weiter verringert.

Diese Woche liegen die Tiefsttemperaturen in Europa zwischen 0 und 2 °C in den Alpenregionen und zwischen 4 °C und 14 °C in den meisten Teilen Nord- und Mitteleuropas, wie in unserer Mindesttemperaturkarte
dargestellt. Die höchsten Mindesttemperaturen finden sich in Norditalien und Südspanien, wo die Temperaturen örtlich auf bis zu 22°C ansteigen. Zum Wochenende hin ist ein allgemeiner Trend zu kälterem Wetter in Europa zu beobachten, während Temperaturen unter 0 höchstens in höheren Lagen der Alpen und Pyrenäen auftreten, wie unsere Mindesttemperaturkarte von Europa für Mittwoch zeigt.

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