Schwüle Hitze in Brasilien zum Abschluss des Sommers

Gemäss den kalendarischen Jahreszeiten begann am 20.03.2024 offiziell der Frühling auf der Nordhemisphäre. Die Regionen auf der Südhalbkugel verabschieden sich dagegen vom Sommer. Für viele Gebiete Südamerikas scheint dieser Abschied jedoch noch in weiter Ferne zu liegen.

Seit längerer Zeit herrscht in Teilen Brasiliens extreme Hitze in Verbindung mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Diese Kombination führt zu einer erhöhten "gefühlten Temperatur" und steigert den Hitzestress für Mensch und Umwelt. Erst vergangene Woche konnten in Rio de Janeiro gefühlte Temperaturen von über 62°C registriert werden. Nach dem Hitzeindex entsprechen solche Temperaturen der höchstmöglichen Gefahrenstufe.

meteoblue bietet eine Vielzahl an Wetterkarten zur kostenlosen Nutzung an. Mit Hilfe einiger dieser Karten können die vorherrschenden Bedingungen in Brasilien analysiert werden. Die Abbildung zeigt die durchschnittliche Tagestemperatur in Grad Celsius (linke Karte) für den 20.03.2024. Wie bereits erwähnt, ist jedoch die Temperatur allein nicht unbedingt entscheidend für das Wohlbefinden von Mensch und Natur. Auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine entscheidende Rolle, wie die Karte der Luftfeuchtigkeit für den 20.03.2024 zeigt.

Hohe Temperaturen in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit werden auch als schwüle Hitze bezeichnet. Sind beide Faktoren gegeben, so hat dies Auswirkungen auf die Thermoregulation des Menschen. Im schlimmsten Fall kann dies zu einem Kreislaufkollaps oder Hitzetod führen. Da es sich dabei um eine wichtige Kombination handelt, gibt es auch Variablen und Indexe, die diesen Zusammenhang berücksichtigen.

Die rechte Karte zeigt die gefühlte Temperatur vom 20.03.2024. Diese Temperaturangabe spiegelt die vom Menschen wahrgenommene Temperatur wider und berücksichtigt Faktoren wie Wind, Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit. Genauer gesagt, setzt sie sich aus dem Hitzeindex und dem Windchill-Faktor zusammen. Mit steigender Temperatur und Luftfeuchtigkeit wird es für den Körper immer schwieriger, überschüssige Wärme durch Transpiration (Schwitzen) abzuführen. Wind hingegen hat eine kühlende Wirkung. Es gibt noch andere Möglichkeiten, die "gefühlte" Temperatur zu beschreiben. Zum Beispiel die Feuchtkugeltemperatur, die auch als Kühlgrenze bezeichnet wird. Diese Temperatur dient ebenfalls als Maß für Hitzestress, wobei ab dem Übertritt des Schwellenwerts von 35°C der menschliche Körper kaum mehr fähig ist, alle seine Systeme aufrecht zu erhalten.

Da in vielen Regionen Brasiliens aktuell sowohl hohe Temperaturen als auch eine hohe relative Luftfeuchtigkeit verzeichnet werden, ist es kein Wunder, dass die gefühlte Temperatur über der tatsächlichen Temperatur liegt. Bei Betrachtung der Windanimationskarte (siehe Screenshot vom 20.03.2024) ist kein dominantes atmosphärisches Zirkulationsmuster über Brasilien zu erkennen. Aufgrund der geringen Druckunterschiede über dem Land bleiben starke Windströmungen aus, welche zu einem Abkühlungseffekt beitragen könnten.

Erst letzte Woche wurden in Rio de Janeiro gefühlte Temperaturen von über 62°C gemessen. Nach dem Hitzeindex entspricht dieser Wert der höchsten Gefahrenstufe, was bedeutet, dass ein Hitzschlag äußerst wahrscheinlich ist (NOAA).

Zwar kommt es durch die starke Erwärmung des Bodens während des Tages zur Bildung von ausgeprägten Gewitterzellen, jedoch können auch diese nur kurzzeitig eine Abhilfe schaffen. Denn das durch den Niederschlag vorhandene Bodenwasser beginnt direkt wieder zu verdunsten und trägt somit weiter zur hohen Luftfeuchtigkeit bei. Dieser Kreislauf aus Erwärmung, Verdunstung, Konvektion, Kondensation und Niederschlag ist ein charakteristisches Merkmal für tropische und subtropische Klimazonen, wo hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit häufig zusammenkommen und zu intensiven Regenfällen führen.

Gemäss dem IPCC wird mit zunehmender globaler Erwärmung auch die Intensität und Häufigkeit von Hitzeextremen weiter zunehmen, und zwar unabhängig vom gewählten Klimaszenario oder von der Region. Darüber hinaus wird erwähnt, dass sich der globale Wasserdampfgehalt in der Atmosphäre erhöhen wird (absolute Luftfeuchtigkeit), während sich die relative Luftfeuchtigkeit mehr oder weniger konstant verhält. Dies liegt daran, dass warme Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann, ehe es zur Kondensation kommt. Schließlich betont der 6. Sachstandsbericht des IPCC (AR6), dass es auch zu einer Intensivierung von Starkniederschlägen kommen wird. Das Eintreffen der hier erwähnten Aussagen wird gemäss IPCC als «äußerst wahrscheinlich» bezeichnet. Dennoch ist es wichtig zu beachten, dass es räumliche Unterschiede gibt und nicht alle Gebiete gleich stark von verschiedenen Risiken betroffen sind. Für genauere Details und weitere Informationen empfehlen wir folgende IPCC Quellen: Headlines AR6, Synthesis Report

Die sengenden Temperaturen in Brasilien haben uns deutlich vor Augen geführt, welche Risiken extreme Wettermuster mit sich bringen. Angesichts dieser gewaltigen Herausforderung bieten unsere umfassenden Wetter- und Klimadaten wertvolle Informationen zum besseren Verständnis, die Einzelpersonen und Gemeinschaften helfen, solch extreme Bedingungen vorherzusehen und sich darauf vorzubereiten. Mit dem Erfindungsreichtum menschlicher Anpassungsfähigkeit und der Effizienz prädiktiver Analysen lässt sich ein Weg finden, um diese klimatischen Herausforderungen zu bewältigen und Sicherheit und Resilienz für die Zukunft zu gewährleisten.

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