Das gefährlichste Wetterextrem: Temperatur und Hitzeindizes

Hitzestress-Indizes zeigen, wie extremes Wetter empfunden wird und warum es die menschliche Gesundheit gefährdet.

Dies ist eine Artikelserie, die Hitzewellen aus allen Blickwinkeln beleuchtet und ihre Ursachen, Folgen und wissenschaftlichen Hintergründe untersucht. Die Serie besteht aus acht Teilen:

  1. Einführung
  2. Hitzewellen-Muster
  3. Auswirkungen auf die Gesundheit
  4. Auswirkungen auf städtische Gebiete
  5. Extreme Hitze im Jahr 2024
  6. Sind Hitzewellen mit dem Klimawandel verbunden?
  7. Anpassung an häufigere extreme Hitzeperioden
  8. Temperatur, gefühlte Temperatur und Hitzeindizes

Um die Risiken, die thermischer Stress für die menschliche Gesundheit birgt, besser einschätzen zu können, werden neben der Lufttemperatur mehrere abgeleitete Indikatoren verwendet. Diese sollen entweder die gefühlte Temperatur oder die Belastung des Körpers durch Hitze ausdrücken. Zu den am häufigsten genutzten Indizes zählen der Heat Index, die Feuchtkugeltemperatur, die Wet Bulb Globe Temperature (WBGT) sowie der Universal Thermal Climate Index (UTCI).

Heat Index (HI)

Der Heat Index (HI) zeigt an, wie der menschliche Körper Hitze wahrnimmt, basierend auf einer Kombination aus Lufttemperatur und relativer Luftfeuchtigkeit. Liegt die Temperatur unter 30 °C und die Luftfeuchtigkeit unter 40 %, ist der Unterschied zur tatsächlichen Temperatur meist gering. Steigen jedoch sowohl Temperatur als auch Luftfeuchtigkeit, erhöht sich der HI-Wert deutlich – was zu einer höheren gefühlten Temperatur führt. Beispiel: Bei 35 °C und 75 % Luftfeuchtigkeit kann sich die gefühlte Temperatur um bis zu 20 °C erhöhen – was als drückend und schwül empfunden wird.

Feuchtkugeltemperatur (WBT)

Die Feuchtkugeltemperatur (Wet Bulb Temperature, WBT) gibt an, wie stark Luft durch Verdunstung abkühlen kann. Sie wird gemessen, indem ein Thermometer mit einem feuchten Tuch umwickelt und bewegter Luft ausgesetzt wird. Der Wert hängt von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit ab. Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto schlechter funktioniert die Verdunstung von Schweiß – und desto höher ist die WBT. Wird eine WBT von 35 °C überschritten, ist der Körper nicht mehr in der Lage, sich selbst zu kühlen – selbst im Schatten. Das kann innerhalb weniger Stunden zu Kreislaufversagen und Tod führen. Diese Grenze gilt daher als physikalisches Limit für menschliches Überleben.

Karte der potenziellen Feuchtkugeltemperatur — interaktive Ansicht verfügbar in den meteoblue Wetterkarten

Wet Bulb Globe Temperature (WBGT)

Die WBGT (Wet Bulb Globe Temperature) geht noch einen Schritt weiter, indem sie auch Sonneneinstrahlung (inklusive Sonnenstand und Bewölkung) berücksichtigt. Sie ist besonders nützlich zur Bewertung von Hitzebelastung bei aktiven Bevölkerungsgruppen wie Bauarbeitern oder Sportlern. Zahlreiche Organisationen nutzen die WBGT zur Planung von schulischen, sportlichen oder beruflichen Outdoor-Aktivitäten. Beispiel: Die Japanische Wetterbehörde (JMA) verwendete WBGT als Hauptindikator zur Bewertung der Hitzebelastung bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 (die 2021 stattfanden).

Universal Thermal Climate Index (UTCI)

Der Universal Thermal Climate Index (UTCI) ist ein international anerkannter Indikator für Hitzestress. Er beschreibt, wie Menschen die thermischen Bedingungen im Freien wahrnehmen – basierend auf Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit sowie kurz- und langwelliger Strahlung.

Dank seiner breiten Anwendbarkeit über verschiedene Jahreszeiten, Klimazonen und Zeitskalen hinweg, wird der UTCI unter anderem vom europäischen Wetterdienst Copernicus
für Klimakarten genutzt.

Er liefert eine gefühlte Temperatur in Grad Celsius und beschreibt die physische und physiologische Reaktion des Körpers auf aktuelle Wetterbedingungen.

UTCI-Hitzestress-Kategorien:

  • 32–38 °C = starker Hitzestress
  • 38–46 °C = sehr starker Hitzestress
  • über 46 °C = extremer Hitzestress

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Dieser Artikel basiert teilweise auf einer Originalarbeit von Jaroslava Sochorova (Windy.com), die von meteoblue bearbeitet und angepasst wurde.

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